Federn für den Bauern

Ein prächtiger Buschen aus 125 Pfauenfedern ziert traditionell den Hut des Bauern.

Klaus Salm fertigt in jeder Session einen eigenen Kopfschmuck für den neuen Amtsträger.

„Unsere Bauern sollen gut aussehen“, sagt  Klaus Salm und weist auf den prächtigen Federbusch, der vor ihm auf dem Tisch liegt. Der Karnevalist und begeisterte Tüftler hat das neue Dreigestirn vor eini-gen Wochen auf den Meigerhof bei Rösrath geladen, um seiner Deftigkeit Marcus (Sieger) die traditionelle Kopfbedeckung zu übergeben.
Vom Meigerhof stammen die glänzenden Pfauenfedern, die den Hut des Bauern zieren. Salm, der in der Session 2004 Bauer Hans-Jürgen als Adjutant zur Seite stand, fertigte damals den ersten Prototyp des Hutes an. „Die Federn waren nicht fest auf dem Hut verankert und wackelten hin und her“, erinnert sich Salm. Der Bauingenieur „entwickelte ein Stecksystem, das auf dem Hut festgeschraubt werden kann.
Und damit nicht genug: Wegen der unterschiedlichen Höhe der Säle gibt es eine hohe und eine kurze Variante des Federbusches, die mit wenigen Handgriffen schnell ausgetauscht werden können. „Voriges Jahr hat das Kölner Dreigestirn diese Idee erstmals von uns abgeschaut“, erzählt Salm schmunzelnd.
Nach der Chronik von Köln sollen 125 Federn pro Seite den Kopfschmuck des Bauern zieren. Die Pfauenfeder, das Symbol für Treue und Unsterblichkeit, steht hier für die Unsterblichkeit der Stadt Köln, die der Bauer verkörpern soll. Auch die Rösrather Karnevalisten orientieren sich an dieser Chronik. Das Grundmaterial stammt von Pfauen, die auf dem Meigerhof bei Marion und Heinz-Willi Fettweiß leben. „Wir haben vier männliche Pfaue, zwei Hennen und vier Jungtiere“, erzählt der Landwirt. Die Hühnervögel, die eine Lebenserwartung von rund zehn und mehr Jahren haben, werfen im Juni oder Juli ihre Federn ab. „Wir sammeln die dann einfach auf“, sagt Fettweiß. „Das Verlieren der Federn ist ein ganz normaler Vorgang, im Laufe der nächsten Monate wächst den Pfauen ein neues Gefieder.
 

Klaus Salm, Marion u. Heinz-Wili Fettweiß

Wenn Klaus Salm mit der Arbeit beginnt, benutzt er nur Federn der  männlichen Tiere mit den großen blau irisierenden Augen. In der Natur sollen diese Augen so genannte Fressfeinde abschrecken, im Karneval sorgen sie für glanzvolle Auftritte des Bauern.
Zunächst heißt es, die Federn zu sichten und zu sortieren. Nach der Grobsortierung – hierbei werden die Federn nach rechts- und linksschwenkenden unterschieden – erfolgt die Feinsortierung des Materials nach Länge, wobei die Deckfedern eine Länge von bis zu 150 Zentimetern haben können.
Zuvor hat Klaus Salm eine klappbare Metallhalterung (Scheide) gefertigt, die später noch mit dem Wappen der Stadt Rösrath verziert wird. „In diese Halterung klebe ich dann die erste Lage, bestehend aus 33 langen Federn“, berichtet Salm. Nach und nach werden die Federn eingeklebt und beschwert, bis Vorder- und Rückseite vollständig bestückt sind. „So etwas kann man nicht an einem einzelnen Tag machen, dafür sind einfach zu viele verschiedene Arbeitsschritte nötig“, erzählt der Hutmacher.
Nicht nur viel Arbeit ist nötig, auch ist so ein Federbusch eine kostspielige Angelegenheit. „Je nach Länge kostet eine Feder zwischen 50 Cent und 1,25 Euro.“

Ist der bäuerliche Kopfschmuck fertiggestellt, bringt er stolze 1,5 Kilogramm Gewicht auf die Waage oder besser: auf den Kopf des Bauern. Und mit 1,10 Meter Länge und einem Meter in der Breite hat die Kopfbedeckung seiner Deftigkeit wahrhaft stolze Ausmaße.
„Es ist ein komfortabler Luxus, dass der Bauer einen eigenen Hut hat und dass hier eigene Pfaue rum-laufen“, erklärte Axel Breunsbach, Vorsitzender des Festkomitees Rösrather Karneval, bei der Hutanprobe. „Solang, wie die Tiere noch da sind, gibt es von uns die Federn“, beruhigte Landwirt Fettweiß die versammelten Karnevalisten. „Mein Hut hat garantiert keine Vogelgrippe“, war sich derweil seine Deftigkeit sicher und setzte die Kopfbedeckung erstmals auf. Und damit die Pfaue auch im nächsten Jahr mit einem prächtigen Federkleid glänzen können, gab es für sie gleich ein paar Leckerlis in Form von Katzentrockenfutter. „Auf das fahren die Pfaue total ab.“