…sie ist nicht immer weiblich!

Bereits 1823 wurde die Kölner Jungfrau im Maskenzug erwähnt.
Sie und der Bauer waren noch keine ständigen Figuren im Zug, sie nahmen nur teil, wenn sie sich ins Thema einordnen ließen. Immer waren sie unabhängig von einander und unabhängig vom Helden. Die Jungfrau ritt 1823 auf einem Schimmel. Sie war in ein römisches Gewand gekleidet und trug eine Mauerkrone auf dem Kopf. Die Jungfrau ist eine Symbolfigur, sie verkörpert die freie, unabhängige und keiner fremden Macht unterworfene Stadt Köln. Die Mauerkrone stellt die Unbesiegbarkeit der freien Stadt Köln dar. Die Kölner Jungfrau wird erstmals 1570 in den Kölner Analen genannt.
Die Männerrolle der Jungfrau hat sich 1823 ohne Überlegung ergeben, da der organisierte Karneval eine reine Männerangelegenheit war. Daran hat sich bis heute nicht viel geändert. Die traditionsbewussten Kölner Karnevalsgesellschaften, die vielfach das Dreigestirn stellen, haben nur Männer als Mitglieder, was natürlich nicht heißt, dass die Frauen nicht mitfeiern können. Früher sagte man, die Rolle der Jungfrau sei zu anstrengend für eine Frau. Das ist für die Frauen von heute kein Argument mehr.
Wichtig ist vielmehr, dass es eine alte Tradition ist, dass Männer die Jungfrau darstellen, und mit Traditionen bricht man in Köln nicht. Außerdem steckt in der männlichen Jungfrau so viel Witz und Komik, wenn sie knicksend und Kusshändchen werfend auf der Bühne steht, dass sie niemand missen möchte.
Im Dritten Reich gab es zweimal eine weibliche Jungfrau. Das geschah unter Druck. Es gab damals einen harten Kampf gegen die Homosexualität. Da der Karneval ohnehin schon in der Schusslinie der NSDAP stand, mußte man jeden Stein des Anstoßes aus dem Weg räumen. Damit das Fest nicht ganz verboten wurde, gab der damalige Festausschuss-Vorsitzende, Thomas Liessem, der Partei nach und die Jungfrau wurde in den Jahren 1938 und 1939 von einer Frau dargestellt.
Zu dieser Zeit wurden auch die Tanzmariechen, die bis dahin Männer waren, von Mädchen verkörpert. Die weiblichen Tanzmariechen wurden nach dem Krieg beibehalten, in die Rolle der Jungfrau schlüpften jedoch wieder Männern. Das hatte nichts damit zu tun, daß sich die weiblichen Jungfrauen, die gemeinsam von der deutschen Arbeiterfront und dem Festausschuss ausgesucht wurden, nicht bewährt hatten. Es war  einfach ein Verstoß gegen die Tradition. Da die weiblichen Jungfrauen damals keiner Karnevalsgesellschaft beitreten konnten und auch in der Traditionsgemeinschaft nicht geduldet waren, mussten sie sich zwangsläufig vom Karnevalzurückziehen.

Quelle: Kölner Karnevalsmuseum